Psychische Gesundheit im Fokus

Am 10. Oktober ist Welttag der seelischen Gesundheit

Mit dem „World Mental Health Day“ wird seit 1992 am 10. Oktober auf die Situation von Menschen mit psychischen Problemen aufmerksam gemacht und über die Folgen der Erkrankungen aufgeklärt. Die Berufsförderungswerke begleiten tagtäglich Betroffene auf ihrem Weg zurück in das Berufsleben. Eine Erfolgsgeschichte.

Psychische Erkrankungen können jeden treffen. Der Anteil der Betroffenen ist hoch, etwa jeder bzw. jede Fünfte erleidet im Leben eine Depression oder Angsterkrankung. In der digitalen Arbeitswelt nehmen psychische Diagnosen insbesondere bei Berufstätigen seit Jahren zu. Wachsende Belastungen, Leistungsdruck und mangelnde Anerkennung führen nicht selten zu Überforderung und Erschöpfung. Hinzu kommen Zukunftsängste infolge Klimaveränderungen, Pandemie und des Krieges in der Ukraine. Steigende Krankschreibungen aufgrund seelischer Probleme machen den Trend deutlich. Der Arbeitsausfall wegen psychischer Erkrankungen erreichte 2022 einen neuen Höchststand, so die Gesundheitsreporte verschiedener Krankenkassen.

Berufliche Rehabilitation und psychische Erkrankungen

Die Entwicklung spielgelt sich seit Jahren auch in der beruflichen Rehabilitation und in den Berufsförderungswerken wieder. Frauen sind besonders betroffen, so der Reha-Bericht der Deutschen Rentenversicherung Bund 2022. Im Jahr 2021 waren psychische Erkrankungen mit 26 Prozent der zweithäufigste Grund für berufliche Bildungsleistungen von Frauen. Eine von ihnen ist Frau Müller aus Nürnberg (Daten anonymisiert). 13 Jahre war die alleinerziehende Mutter bei einer Fastfood-Kette angestellt: zunächst als geringfügig Beschäftigte, später als Restaurantleiterin. Die zunehmende Verantwortung im Job und die familiäre Belastung machten Frau Müller krank. Sie bekam bei geringen Anstrengungen kaum Luft und schlief in Gesprächen ein. Der chronische Stress führte 2019 zum gesundheitlichen Zusammenbruch: Diagnose Burnout.

Während der Entstehung der Krankheit war der Mittvierzigerin nie bewusst, dass der anhaltende Stress Ursache ihrer Beschwerden ist. In ihrem Leben drehte sich alles um das Restaurant, parallel sorgte sie für ihr jugendliches Kind. Beide Aufgaben bewältigte sie erfolgreich und war mit ihrem Leben zufrieden. Dass ihre Gesundheit unter der Doppelbelastung litt, wurde Frau Müller erst nach dem Zusammenbruch 2019 klar.

Die Atembeschwerden wurden als psychisches Asthma diagnostiziert, die gesundheitlichen Probleme führten zum beruflichen Aus. Während einer 1,5-jährigen Arbeitsunfähigkeit wurde die Bayerin psychologisch behandelt. Am Ende dieser Zeit vermittelte ihre Krankenkasse sie an das Case-Management im Berufsförderungswerk (BFW) Nürnberg. In der Beratung wurde der Einstieg in die berufliche Rehabilitation vorbereitet, denn eine Rückkehr an den bisherigen Arbeitsplatz war aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich. Im Reha-Assessment entwickelte Frau Müller gemeinsam mit dem Team des BFW eine neue Perspektive. Ihre Ausbildung zur Geprüften Qualitätsfachfrau wurde von der Deutschen Rentenversicherung bewilligt und finanziert.

Neue Stärke. Neuer Job.

“Das erste halbe Jahr war richtig hart – ich habe so vieles nicht mehr gewusst und war ständig am Kämpfen.“ blickt die Nürnbergerin zurück. Die anfänglichen Wissenslücken konnte sie aus eigener Kraft schließen und die Qualifizierung erfolgreich beendet. Heute arbeitet die Geprüfte Qualitätsfachfrau bei einem Unternehmen, das optische Linsen für eine Vielzahl industrieller Anwendungen produziert. Die Arbeit macht Frau Müller große Freude und sie achtet auf ihre Gesundheit, denn sie hat gelernt: Anhaltender Stress kann krank machen. Eine Erfahrung, die sie nicht ein zweites Mal erleben will.

Für Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen beruflich neu orientieren müssen, haben die BFW das Informations- und Beratungsangebot wir.Neustarter geschaffen. Unter www.wir-neustarter.de erhalten Ratsuchende einen barrierefreien Überblick darüber, welche Perspektiven es gibt, welche rechtlichen Ansprüche sie haben und wie sie Leistungen beantragen können. Und sie finden Ansprechpersonen in ihrer Nähe, die ihnen auf ihrem Weg zur Seite stehen. Ergänzt wird die Internetseite durch ein Magazin.

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